textnetz textnetz | Der Blog zum Projekt «TextNetz»

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Das Konzept

vernetzte TexteProjekt «Netzgeschichte»

Frage: Wie beeinflusst das Internet/das Lesen am Netz das Leseverhalten. Was verändert sich? Was sind die Besonderheiten von Texten im Internet? Welche Vorteile oder Nachteile ergeben sich daraus?

Lesen am Bildschirm ist mühsam, heisst es. Ist das auch so? Ist es der Bildschirm, oder ist es die Tatsache, dass der Bildschirm meist keine bequeme Leseposition zulässt, so wie es mit einem Buch möglich ist (auf dem Bett, in der Badewanne)? Oder liegt es daran, dass der Bildschirm zu viele Ablenkungen bietet, dass das Weiterspringen zu anderen Informationen einfach ist? Die vielen Möglichkeiten erschweren es, sich längere Zeit auf nur einen Text zu konzentrieren. Die meisten Texte sind verlinkt, rufen dazu auf, andere Texte zu besuchen. Was wiederum nach eher kurzen Texten verlangt, denn es muss möglichst alles gesagt sein, bevor der Leser auf die nächste Seite springt.

Besonderheiten der Texte im Internet:

» sie sind kurz, werden immer kürzer (Bsp. Blogs, Twitter)
» Texte sind verlinkt, sie stehen nicht alleine, bieten Zusatzinformationen an.
» Texte werden nicht mehr linear, von vorne nach hinten gelesen. Man springt hin und her.
» Texte werden überflogen und für späteres Lesen ausgedruckt.

Idee: Eine Geschichte wird nicht linear erzählt. Sie besteht aus einzelnen kurzen Textblöcken, die für sich alleine stehen können. In einer beliebigen Folge aneinandergehängt, lassen sie ein Gesamtbild entstehen. Dieses Bild kann aber variieren, je nachdem in welcher Reihenfolge die Blöcke gelesen werden, aber auch je nachdem welche Blöcke gelesen oder welche übersehen werden.

Als Autor gebe ich die Kontrolle über meinen Text ein Stück weit ab. Ich kann nicht mehr bestimmen, wie der Text gelesen wird, oder was alles gelesen wird und was verpasst wird. (Wobei man im Grunde auch beim klassischen Buch diese Kontrolle nicht hat, denn wie soll man wissen, ob der Leser den Schluss nicht schon vorab liest, oder ob er keine Seite überspringt? Allerdings gaukelt das Buch durch seinen Aufbau diese Kontrolle des Leseflusses vor.) Das heisst bei meiner Idee, jeder Textblock muss auch für sich selber stehen können. Möglich wäre aber, dass ein Text anderes interpretiert wird, je nachdem woher der Leser kommt und welches Vorwissen besteht.

Technische Umsetzung: diese Idee funktioniert am besten (oder nur?) digital. Man soll nie den ganzen Text, den ganzen Umfang auf einen Blick erfassen können. Der Leser bleibt im Ungewissen, welchen Teil der Geschichte er kennt. Er liest nur jene Einheiten, für die er sich aktiv entschieden hat. Das heisst konkret, jeder Textblock weist 2-3 Verlinkungen zu anderen Textblöcken auf. Die gleichen Links können in mehreren Textblöcken auftauchen. (oder auch nicht. Weiss ich noch nicht.)

Zusätzlich könnte der Verlauf des Lesens festgehalten werden. So entsteht für jeden eine individuelle Geschichte. Diese kann am Schluss (wo ist der Schluss? der Leser entscheidet selber? Endlos? Irgendwann wiederholen sich die Blöcke?) ausgedruckt werden.

Einbezug bestehender Plattformen? z.B. ein Blog, Twitter, Facebook?
Könnte unter Umständen als Ausdrucks-Plattform für eine Figur passend sein. (Bsp. Teenager äussert sich nur  über Facebook, geschäftiger Businessmann nur über Twitter). Verunmöglicht aber am Ende den Zusammenzug der gelesenen Textblöcke. Öffnet das ganze vielleicht zu stark. Facebook oder Twitter machen nur Sinn, wenn auch diese wiederum verknüpft sind (egal, ob mit fiktiven oder realen Personen). Durch diese Verknüpfungen kann die Geschichte aber endgültig verlassen werden, ohne einen Link zurück. Wäre als Idee vielleicht auch spannend, aber geht mir in diesem Fall zu weit.

Geschichte: Perspektiven? Erzähler oder alles aus Ich-Perspektive? Alles kurze Monologe?

  • » Vorteil der Monologe: verschiedene Perspektiven möglich, unterschiedlicher Wissensstand der einzelnen, unterschiedliche Sprachen.
  • » Personen könnten zu Beginn kurz vorgestellt werden, wie z.B. bei einem Theaterstück. Nötig? Hilfreich? Oder soll sich alles aus dem Text erschliessen?
  • » Brauchen die Textblöcke einen Titel? Wenn ja, ist der Titel identischen mit dem verlinkten Begriff?
  • » Generelles Problem: wie halte ich den Leser bei der Stange? Es muss im ersten Textbaustein eine Spannung entstehen, der Leser muss motiviert werden, weiter zu lesen.

Thema: Familie

Jede Familie hat ihre Tabus/ihre dunklen Stellen. Familienmitglieder sind von Ereignissen betroffen, von denen sie unter Umständen keine Ahnung haben. Ihre Sicht auf bestimmte Ereignisse kann sich stark unterscheiden.

Bsp. Selbstmord eines Kindes: wer hat Schuld, wer fühlt sich schuldig, hat überhaupt jemand Schuld, wie geht man damit um, was bewirkt die Lücke bei anderen Geschwistern. Kann es auch als Unfall interpretiert werden?

» verschiedene Perspektiven, je nachdem welchem Link man folgt, erfährt man mehr oder weniger, die Wahrheit? oder ist diese ohnehin subjektiv?

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